Sonntag, 30. Januar 2011

Suchttherapie

Wenn Psychologinnen (die männliche Form spare ich mir, Männer lesen eh nicht), Psychotherapeutinnen oder Psychiaterinnen etwas von Sucht verstehen, so tun sie dies trotz ihren staatlich anerkannten Kompetenzbescheinigungen (auch Diplome genannt) und nicht etwa wegen diesen.

Mittwoch, 26. Januar 2011

The Psychological Approach

You do not suffer from what you think, says the psychologist to the alcoholic, you suffer from what I have studied.

Sonntag, 23. Januar 2011

Twelve-Step Therapy

Traditional therapies understand addiction as a medical, psychological or social problem. And there is no doubt, it indeed is. Primarily, however, it is an existential/spiritual problem. For treatment to work, addiction needs to be seen not so much as a defect to be corrected but as a call for a fundamental re-orientation, an attitude change. In other words: addiction counselling requires not so much specialist knowledge but broad (and reflected upon) life experience, a thinking personality, a warm heart.

Hans Durrer: Twelve-Step Therapy

Mittwoch, 19. Januar 2011

Sucht ist Flucht

Wer einer Sucht verfallen ist, macht sich nicht auf die Suche, sondern begibt sich auf die Flucht, auf die Flucht in die Unwirklichkeit. Sucht kommt nicht von Suchen, wie so oft behauptet wird. Sucht kommt von "suht", Krankheit.

Jürgen Heckel
sich das Leben nehmen
Alkoholismus aus der Sicht eines Alkoholikers
A1 Verlag, München 2010

Sonntag, 16. Januar 2011

Die Drogen Lüge

Es sei gleich voraus geschickt: das ist ein notwendiges und nützliches Buch, dem man viele Leser wünscht, auch wenn es alles andere als gut geschrieben und streckenweise mühsam zu lesen ist. Ein Beispiel:

"... eine bemerkenswerte empirische Untersuchung, bei der Alasdair J.M. Forsyth von 1990 bis 1999 sämtliche durch Drogen verursachten Todesfälle und ihre Wahrnehmung in den Zeitungen verglichen hat. Von den 2255 Todesfällen in der toxikologischen Statistik wurden 265 auf das frei verkäufliche Schmerzmittel Paracetamol zurückgeführt. Doch die Redaktionen interessierte nicht, dass über zehn Prozent aller Drogentoten in Schottland einem frei verkäuflichen Schmerzmittel zum Opfer fielen: Nur ein Bericht dazu erschien. Zwölf Todesfälle durch Aspirin fanden gleich gar keine Erwähnung, und über 481 Todesfälle durch Diazepam (Valium) wurde zehnmal berichtet. Dagegen kamen auf 36 Todesfälle durch Amphetamine 13 Zeitungsberichte, und über die 28 auf MDMA ("Ecstasy") zurückgeführten Todesfälle erschienen 26 Artikel. Das heisst: Fast jeder einzelne Fall, bei dem die verbotene "Partydroge" als mögliche Todesursache diagnostiziert wurde, war in den Medien präsent, was ihre gefühlte Gefährlichkeit in der Öffentlichkeit zwar dramatisch erhöht, mit der Realität aber kaum etwas zu tun hat."

Man stöhnt auf und denkt: wo blieb da bloss das Lektorat?

Trotzdem: wer sich durch diese zähe Lektüre hindurch beisst, lernt einiges dazu, denn der Autor hat eine Unmenge erhellender Quellen zusammengetragen und zeigt überdies überzeugend auf, wie Politik, Mafia und Lobbyisten vom gesetztlichen Drogenverbot profitieren. Er tut aber noch mehr, er liefert Informationen, von denen man in den Mainstream Medien nie was liest oder hört.

Wussten Sie zum Beispiel, dass die spanische Regierung im Herbst 2008 an Drogenhändler und Geldwäscher appellierte und ihnen Straffreiheit zusicherte, "wenn sie ihre Barreserven bei den Banken einzahlten, um so die Liquiditätsengpässe der Finanzmärkte zu entspannen."?

Oder wussten Sie, dass Amerika mit fünf Prozent der Weltbevölkerung, 25 Prozent der bekannten Welt-Gefängnisbevölkerung aufweist?

Oder welche Faktoren "den Krieg gegen die Drogen und den Gefängnis-Industriellen Komplex zu einem hochprofitablen Geschäft machen"?
In den Worten von Mathias Bröckers: "ein nicht abreissender Zustrom von Drogen, dessen klandestine Kanäle auf höchster Ebene gedeckt werden (damals das Kokain der Contra-Terroristen, heute das Heroin der Warlords Afghanistans); Grosskonzerne und Banken, die in die Schmuggelgeschäfte und Geldwäsche verwickelt sind (wie RJR Nabisco und mindestens ein halbes Dutzend Grossbanken); ihnen verpflichtete Politiker und Präsidenten, die einerseits Ermittlungen verhindern (die EU-Klage wurde von US-Gerichten 2004 abgewiesen!) und andererseits mit verschärften Drogengesetzen Law-and-Order-Profil zeigen, was wiederum neue Massen von 'Kriminellen' und einen Boom der privaten Gefängnisindustrie produziert. There's no business like drug business."

Mathias Bröckers
Die Drogen Lüge
Westend Verlag, Frankfurt/Main 2010

Mittwoch, 12. Januar 2011

Crack & Kokain

Nach (amerikanischem) Bundesgesetz stehen auf den Besitz von fünf Gramm Crack fünf Jahre Haft ohne die Möglichkeit einer Bewährung, bei Kokain müssen es für diesselbe Strafe 500 Gramm sein. Der weissen Mittelklasse, die eher Kokainpulver benutzt, wird also hundertmal so viel zugestanden wie der Unterklasse von meist Schwarzen und Latinos, die das mit Natron zu Crack aufgebackene "Kokain für Arme" konsumieren.

Mathias Bröckers
Die Drogen Lüge
Westend Verlag, Frankfurt am Main 2010

Sonntag, 9. Januar 2011

Drogenforschung

Die Aussicht, durch die Erforschung der Drogen
zu einem Verständnis der Drogensucht zu kommen,
ist ungefähr so gross wie die Aussicht,
die Bedeutung von Weihwasser
durch die Forschung von Wasser zu begreifen.

Thomas Szasz

Ralf Schneider
Die Suchtfibel
Schneider Verlag Hohengehren, 2009
14. überarbeitete und erweiterte Auflage

Mittwoch, 5. Januar 2011

Temperance versus Disease Model (2)

Contrary to the Temperance Model that demonises the drug, the Disease Model attempts to de-demonise it (which, by the way, also pleases the drug producers). Labelling addiction a disease indicates that medical treatment is the intervention of choice and thus provides the medical profession with another welcome source of income. However, many treatment interventions are based on a rather broad dis-ease concept and operate totally independent of the treatment provided by medical professionals.

Hans Durrer, 2009

Sonntag, 2. Januar 2011

Temperance versus Disease Model

Despite their overlaps the Temperance Model and the Disease Model are characterised by a fundamentally different attitude. While the Temperance Model sees the drug as the problem, the focus of the Disease Model is the addict. While the former demonises the drug, the latter attempts to de-demonise it. The solution that the Disease Model offers is aimed at the individual (treatment), the Temperance Model however favours social and legal interventions. Both models, insofar as their success can be measured, do not seem to be very effective.

Hans Durrer, 2009